Wer, was, wann und warum überhaupt?
Der Begriff Risiko- und Moneymanagement ist hauptsächlich in den binären Optionen zu finden. Da es aber oft zu einer Vermischung der beiden Begriffe kommt, wollen wir erst einmal den Unterschied klären.
Moneymanagement
Der Begriff Moneymanagement an sich bezeichnet den gezielten Einsatz des vorhandenen Kapitals. Man überlegt sich, wie viel Geld man pro Trade riskieren will. Grundsätzlich gilt hier: Je mehr Geld ich im Verhältnis riskiere, desto höher ist mein Risiko. Sie sollten also immer das Risiko statt der eventuell großen Chance in den Mittelpunkt Ihrer Gedanken stellen.
Risikomanagement
Dieser Begriff ist allgemeiner gehalten. Es bezeichnet das Bewusstsein über Risiken, die es generell am Markt, beziehungsweise in Verbindung mit einer Investition oder Trade gibt. Dazu zählen auch solche Einflussgrößen wie der Broker.
Die Hauptaufgabe bei dem zusammengefassten Begriff Risiko- und Moneymanagement ist die der Kontrolle. Der Trader kontrolliert sein vorhandenes Geld und gewährleistet so, dass eine bestimmte Strategie aufgeht. Also zählt das Risiko- und Moneymanagement zu den Wertsicherungsstrategien. Diese zielen darauf ab, das Risiko eines Wertpapier-Portfolios gezielt zu steuern. Das geschieht durch eine Größenfestlegung der einzelnen Handelspositionen. Jedoch kann die Festlegung der Positionsgrößen auch abhängig von deren Einzelrisiko erfolgen.
Sie wählen als Trader für riskantere Wertpapiere kleinere Positionsgrößen als für weniger riskante. Das entspricht eines maximalen, absoluten Verlustrisikos je Position.
Vor einer Gewinnmaximierung muss der Trader allerdings wissen, wie er bereits aufgelaufene Erträge absichern kann. Hier richten sich die meisten nach der Standardformel. Immer wenn die Position um den Stoppbetrag ins Plus gelaufen ist, sollte der Stopp auf Break-Even, also auf das Einstiegsniveau, nachgezogen werden. Jedoch kann auch ein Trailing-Stopp platziert werden, bei dem der Stopp automatisch um einen bestimmten, selbst definierten Betrag dem Kurs hinterherläuft.
Ein Beispiel für gutes Risiko- und Moneymanagement:
Ein Börseninvestor verwaltet ein Wertpapierdepot im Umfang von 1 Mio. Euro. Um das Verlustrisiko der einzelnen Positionen zu begrenzen, beschränkt er ihre Größe auf je 50.000 Euro und verteilt damit das Kapital auf mindestens zwanzig verschiedene Positionen. Überschreitet eine Position durch einen Kursanstieg diese vorgegebene Grenze, wird sie teilweise verkauft, um wieder innerhalb der Grenze zu liegen.
Je nach gewählter Handelsstrategie kann das Verlustrisiko pro Position durch die Festlegung einer Stopp-Loss-Order begrenzt werden. Diese orientiert sich an charttechnischen Merkmalen oder der Volatilität des Wertpapiers. Nehmen wir an, ein Wertpapier schwankt stark, dann muss die Stopp-Loss-Schwelle großzügiger gewählt werden. Gleichzeitig kann die Positionsgröße mit Rücksicht auf das maximale absolute Verlustrisiko je Position vermindert werden.
ATR-Stopp: Eine Stopp-Loss-Möglichkeit
Eine weitere Möglichkeit ist der ATR-Stopp. Hier wird der Stopp-Loss von Hand, also manuell, eingegeben und meist um den ATR-Wert versetzt.
Die Vorgehensweise ist bei allen gleich: Der Stopp wird immer nur in Trade-Richtung nachgezogen, aber auf keinen Fall gegen die Trade-Richtung!
Das alles zeigt: Die Risikokontrolle ist je Wertpapierposition auch ein Aspekt des Risiko- und Moneymanagements.
Eingesetzte Regeln beim Risiko- und Moneymanagement
Beim Risiko- und Moneymanagement kommen verschiedene Regeln zum Einsatz. Die wichtigste, sowohl für Anfänger als auch Fortgeschrittene, ist die 1%-Regel. Ihr Ziel ist es, bei jedem negativen Trade nur 1 % des Tradingkapitals zu verlieren. Das bedeutet allerdings nicht, nur 1% des Depotkapitals für einen Trade zu verwenden. Vielmehr geht es darum, die Positionsgröße so wählen, dass der Verlust im worst case unter 1 % des Gesamtkapitals bleibt.
Zusammenfassend ist zu sagen, dass vor dem Eröffnen einer Tradingposition das Risiko klar eingeschätzt und abgegrenzt werden muss.
Ein Beispiel
Angenommen, eine Tradingposition wird bei 100 Euro eröffnet und der Stopp-Loss wird bei 95 Euro gesetzt. Somit werden je Aktie genau 5 Euro riskiert. Liegt nun ein Depotkapital von 10.000 Euro vor, dann entsprechen 1 % davon genau 100 Euro, die maximal verloren werden dürfen. Da pro Aktie genau 5 Euro bis zum Stopp-Loss verloren werden, können genau 20 Stücke gekauft werden, um nicht mehr als die 100 Euro oder 1 % des Gesamtdepots zu verlieren
Die 1%- Regel geht hier auf die Frage nach der Positionsgröße ein, um über diese das Risiko des eigenen Tradingansatzes und damit die Belastung des Traders und des Tradingkontos, aber natürlich auch die Performance zu steuern.
Sie gibt dem Trader mit ihren Ein- und Ausstiegsregeln einen grundlegenden Vorteil an die Hand. Natürlich soll dieser Vorteil mit der Wahl der geeigneten Positionsgröße vervielfacht werden. Hier begehen viele Trader, vor allem die Neuen und Anfänger, den Fehler, sich nicht über diese Regel zu informieren und setzen ihren Stopp-Loss weiter unten an.
Die zentrale Problemstellung beim Risiko- und Moneymanagement
Sie als Trader müssen sich vor dem eigentlichen Einstieg in den Handel über ein paar Fragen den Kopf zerbrechen. Wichtig ist immer, welche Positionsgröße für Sie selbst und vor dem Hintergrund Ihrer Strategie möglich ist. Dies sollte vor Allem vor dem Hintergrund des langfristigen Tradens und der Zielerreichung geschehen.
Vorweg der Rat schlechthin: Die eine, perfekte und immer funktionierende Taktik gibt es nicht. Um die eigene Taktik herauszufinden, bietet sich eine Selbstanalyse an. Also die Frage danach, was sie wollen, erwarten und riskieren wollen beziehungsweise können. Und zu guter Letzt sollten Sie auch noch über die grundlegenden Charakteristika einer Taktik Bescheid wissen.
Zur Verdeutlichung wollen wir uns die unten stehende Abbildung genauer anschauen.
Die Abbildung zeigt den Kontoverlauf einer Tradingstrategie auf dem Währungspaar EUR/USD. Bei beiden Verläufen wurde auf den Ein- und Ausstieg geachtet. Daraufhin wurden vollkommen identische Handelsgeschäfte abgeschlossen. Die einzigen Abweichungen gab es bei der Wahl der Positionsgröße.
Bei der grauen Linie riskierte der Trader immer 100.000 Euro pro Trade. Das bedeutet ein höheres Risiko, kann jedoch in einen höheren Gewinn resultieren. Allerdings ist im worst-case dann natürlich auch alles weg.
Bei der schwarzen Linie dagegen wurde mit dem Fixed-Ratio-Ansatz gearbeitet. Also setzte der Trader immer nur 1% des aktuellen Kontostandes als Risiko für de nächsten Trade ein. Das Ergebnis ist eine klare Outperformance gegenüber dem Basisansatz wie auch ein zehnfach so hoher Gewinn. Hier zeigt sich: der Trader hat sich nicht nur bei der Wahl seiner Positionsgröße ein paar richtige Gedanken gemacht, sondern auch die Prinzipien des Risiko- und Moneymanagement angewendet.
Wie wählen Sie Ihren Ansatz aus?
Wie wir schon weiter oben erwähnt haben, gibt es nicht die eine Strategie, die auf alle zutrifft, geschweige denn, mit der jeder arbeiten kann. Deswegen ist es wichtig, die eigene Strategie beziehungsweise den eigenen, passenden Ansatz zu finden. Nur so ist gewährleistet, dass das Risiko- und Moneymanagement richtig arbeiten kann
Beginnen wir mit der Positionsgröße. Die Wahl derer hängt von den eigenen Vorlieben ab. Eine Selbsteinschätzung gibt hier den nötigen Durchblick. Stellen Sie sich die folgenden Fragen:
- Wie risikofreudig bin ich?
- Welche Rückschläge kann ich emotional aushalten?
- Welche Rückschläge bin ich bereit emotional und finanziell auszuhalten?
Anhand der gegebenen Antworten ist bereits eine erste Vorauswahl zu erkennen. Im Vordergrund steht dabei nicht nur, die eigenen Ziele mit dem kleinsten Risiko zu erreichen, sondern auch der Blick auf die eigene Kontogröße.
Was ist dabei wichtig?
Sie sollten unbedingt die Rahmendaten der möglichen Ansätze im Kopf haben. Gleichzeitig sollten Sie die Positionsgröße niemals so hoch setzen, dass Sie bei einem Verlust zwar theoretisch noch handlungsfähig wären, jedoch Ihre Emotionen die Kontrolle übernehmen. Das bedeutet dann, dass Sie als Trader mit der Disziplin ins Schwanken kommen, was die ganze Situation noch weiter verschlimmert. Kurz gesagt: lassen Sie den Drawdown nicht auf ein kritisches Maß sinken, setzten Sie frühzeitig eine Stopp-Loss-Order. Diese können Sie entweder manuell festsetzen, oder als Order bei Ihrem Broker platzieren. So bringen Sie die Hauptaspekte des Risiko- und Moneymanagements zusammen
Risiko versus Investition
In den Absätzen weiter oben wurde immer wieder von Risiko und Investition gesprochen. Diese Begriffe sind in der Risiko- und Moneymanagement Strategie zentral. Da kann es leicht zu Verwirrungen kommen. Deswegen wollen wir diese beiden Begriffe klar voneinander abgrenzen und anschließend ein Beispiel geben.
Beide Begriffe sind wichtig im Zusammenhang mit dem Risiko- und Moneymanagement und sollten nie getrennt voneinander betrachtet werden.
Risiko
Unter Risiko wird der Teil des Kapitals verstanden, der bei einem Trade und einer Serie von Verlusten verloren werden kann.
Dieser Wert variiert von Trader zu Trader und hängt ganz von der eigenen Risikobereitschaft ab. Der vorsichtige Trader wird ein kleineres Risiko eingehen, als der aggressive, der eher mit einem großen Risiko arbeiten kann oder will.
Investition
Unter Investition wird die Summe verstanden (auch Kapitalsumme genannt), die aufgewendet werden muss, um die Trades auch eingehen zu können. Die Investitionssumme selbst spielt vor allem als restriktive Größe eine Rolle, denn schließlich können Sie nie mehr Geld „ausgeben“, als auf Ihrem Konto inklusive möglicher Marginleistungen zur Verfügung steht.
Ein Beispiel
Ein Trader möchte 100 BMW Aktien kaufen, jede zu je 74,00 Euro. Um das Risiko zu begrenzen, setzen Sie ein Stopp-Loss in der Aktie bei 64,00 Euro. Ihr Risiko pro Aktie ergibt sich aus der Differenz zwischen Ihrem Einstandspreis und dem Stopp-Loss und beträgt im Beispielfall 10,00 Euro.
Da Sie insgesamt 100 Aktien kaufen, hat dieser Trade ein Risiko von 100 x 10,00 = 1.000,00 Euro. Um den Trade jedoch durchführen zu können, müssen Sie 100 x 74,00 = 7.400,00 Euro investieren.
Ansätze und Methoden des Risiko- und Moneymanagements im Detail
In den folgenden Abschnitten wollen wir genauer auf vier Ansätze beziehungsweise Methoden eingehen, diese erklären und zu jedem ein Beispiel aufzeigen. Los geht’s!
Fixed-Ratio-Ansatz
Zuerst beginnen wir mit dem relativ einfachen Fixed-Ratio-Ansatz. Dem Standard unter den Methoden.
Erklärung und Definition
Der Fixed-Ratio-Ansatz ist das Standard Modell überhaupt. Es ist vergleichsweise einfach und folgt wichtigen Punkten im Umgang mit dem Risiko. Das gemessene Risiko wird in Verlustphasen verringert und in Gewinnphasen wieder erhöht.
Bei Trades ist das Risiko als fester Prozentsatz vom aktuellen Konto gerechnet. Um den Fixed-Ratio-Ansatz anwenden zu können braucht der Trader Kenntnis über seinen aktuellen Kontostand, den geplanten Einstiegspreis, den geplanten Stopp-Loss und den prozentualen Risikobetrag (dieser wird über einen längeren Zeitraum konstant gehalten).
Vorteile
Der Fixed-Ratio-Ansatz hat den Vorteil, dass er sich exponentiell beschleunigend oder beruhigend auswirkt. In guten Phasen entsteht ein höchst positiver Zinseffekt und die Gewinnperformance wird beschleunigt.
In schwierigen Phasen wird die Positionsgröße automatisch verkleinert. So werden Verluste abgemildert und fallen nicht so extrem gravierend aus.
Gleichzeitig ist er durch sein strukturiertes Vorgehen leicht zu befolgen und so auch unbedingt ein heißer Tipp für Anfänger.
Kurz gesagt: Jeder Trade hat das gleiche Risiko. Das bedeutet auch, dass jeder Trade gleich gewichtet ist. So führt der Fixed-Ratio-Ansatz zu einer Stabilisierung der Performance-Kurve.
Hürden die Sie überwinden müssen
Leider gibt es auch hier das Problem, dass es nicht den einen, immer gleichbleibenden Prozentsatz gibt. Den muss jeder für sich finden. Leider. Aber der oben genannte Prozentsatz von 1% ist eine sehr gute Möglichkeit. Denn auch hier gilt: Halten Sie den Prozentsatz so klein wie möglich.
Wie schon oben angemerkt, ist ein zu hohes Risiko eine der zentralen Ursachen für emotionales Trading.
Aber wie werden Buchgewinne beziehungsweise Buchverluste berücksichtigt? Sollen sie zum Kontostand hinzugefügt werden, oder nicht? Die Frage ist recht einfach zu beantworten:
Lassen Sie einfach kaufmännische Vorsicht walten. Lieber etwas schlechter gerechnet, als zu optimistisch und sich dann großen Risiken gegenübersehen. Buchverluste könnten so voll berücksichtigt werden, während Buchgewinne lediglich dann berücksichtigt werden, sofern diese per Stopp-Loss „gesichert“ sind.
Schwieriger ist dann schon die Wahl des Prozentsatzes bei kleineren Konten. Hier wird ein höheres Risiko zwar lukrativer, gleichzeitig aber emotional schwerer händelbar. Deswegen: überschreiten Sie nie die Komfortzone. Statten Sie stattdessen lieber ihr Konto besser aus und sehen Sie sich auch auf anderen Märkten um.
Play Market Money
Der Play Market Money Ansatz ist eine Erweiterung des Fixed-Ratio-Ansatzes. Dies ist gerade für die Trader interessant, die eher risikofreudiger traden. Dieser Ansatz funktioniert folgendermaßen: Der Trader riskiert hierbei nicht nur einen festen Prozentsatz seines Kontos, sondern auch einen zusätzlichen Teil seiner Gewinne. Der Trader kann sich bei diesem Ansatz fast doppelt so viele Aktien ins Depot legen, weil er einen Teil seiner Gewinne reinvestiert. Es geht allgemein darum, dass Trader ihre Positionsgröße nicht allein auf der Basis eines Budget-Prozentsatzes kalkulieren.
Daran zeigt sich, dass dieser Ansatz aggressiver ist. Das Konto muss dafür aber zwangsläufig im Plus sein.
Scaling-In Methode
Unter der Scaling-In Methode wird eine Aufstockung der Position verstanden. Jedoch nur, wenn sich diese auch im Plus befindet, also nur in Trendmärkten. Sie dient in erster Linie der Gewinnmaximierung. Der Trader erreicht gleichzeitig eine Risikominimierung. Das kommt daher, da er zu keinem Zeitpunkt ein höheres Risiko als das Anfangsrisiko trägt, obwohl das Positionsrisiko erhöht wurde.
Erst wenn bei der ersten Position der Stopp auf Break-Even gesetzt wird, wird die nächste Position aufgebaut – allerdings nur die Hälfte der Anfangsposition. So wird beim ersten Nachkauf das Risiko halbiert, das Ertragspotenzial jedoch maximiert.
Strategie der korrelierenden Märkte
Oft sind es die Anfänger, denen nachgesagt wird, sie fallen dem Irrglauben zum Opfer, einzelne Basiswerte können streng getrennt und individuell betrachtet werden. Das stimmt nicht. Diesen Fehler machen auch alt eingesessene Hasen. Es gibt Wechselwirkungen. Und die sollte niemand, egal wie lange er oder sie schon tradet, außer Acht lassen. Nur so lassen sich die Risiken einzelner Positionen zuverlässig bewerten. Genau das, dieses Bewerten und das Betrachten der Wechselwirkungen ist, was man allgemein unter der Korrelation der Märkte versteht. Die daraus resultierende Strategie? Die Auswertung der Kursentwicklungen einzelner Instrumente.
Fazit
Sie sehen also: der richtige Mix macht die Musik. Risiko- und Moneymanagement sind die zentralen Steuerelemente für jeden Trader. Sie sollten sich Zeit nehmen, und herausfinden wie risikofreudig sie sind und davon ausgehend die für Sie richtige Strategie finden. Ohne Emotionen die Kontrolle übernehmen zu lassen. Sondern Handeln mit Köpfchen.